(2) LASK🇦🇹Der Stolz von OÖ _ Exzellenter Artikel (OÖN) mit völliger richtiger Erklärung zur mehr als notwendigen Entlassung des sportlich gescheiterten Schopp _ Facebook

Es bleibt konstant unruhig beim LASK.© APA/EXPA/UWE WINTER

Es wäre hinterlistig, ja geradezu unfair, Männer im Fußball an ihren Worten zu messen. Zu schnelllebig ist das Geschäft, zu unplanbar kommt die Emotionalität zwischen Sieg, Niederlage oder fadem 0:0 daher. Spieler kommen und gehen, Trainer wechseln die Taktik, noch bevor es in die Pause geht, Saisonziele werden Montag für Montag adaptiert. Langfristige Planung? Ja eh, aber Cup-Titel und Champions-League-Auswärtsspiel bei Real Madrid müssen sofort her. SOFORT. Und doch wird man seitens der Entscheidungsträger nicht müde, auf Kontinuität und langfristige Ausrichtung zu pochen. Quasi das Ehegelübde beim Speeddating.

Und:

“Markus Schopp und seinem Team schenken wir unser volles Vertrauen. Sie arbeiten akribisch und mit groĂźer Leidenschaft daran, die Mannschaft weiterzuentwickeln und die gesteckten Ziele zu erreichen.”

Das sagte Siegmund Gruber im Februar 2025 in einem Interview mit dem Bezirksblatt. Ein paar Wochen später war der Trainer Geschichte. Gruber ist CEO des Bundesligaklubs LASK. Langfristigkeit und Stabilität sind im schwarz-weißen Linz vor allem dort zu finden, wo es um seine eigene Position geht. Gruber ist der mächtige Mann beim LASK, der König von Froschberg.

Anfang dieser Woche brannte es in Linz wieder einmal. Coach Markus Schopp musste gehen. Es war der achte Trainerwechsel seit Sommer 2019 – dem Ende der Ära Oliver Glasner. Acht Trainer in sechs Jahren, dazu mehrere Interimslösungen, sportliche Hochs und kommunikative Tiefs. Valérien Ismaël blieb nur eine Saison, Dominik Thalhammer scheiterte, Andreas Wieland durfte nie richtig ankommen. Didi Kühbauer führte den LASK zurück in den Europacup – und wurde wegen angeblich unterschiedlicher Ansichten in der Kaderplanung freigestellt. Thomas Sageder hielt sich bis April 2024, Thomas Darasz übernahm kurz, Maximilian Ritscher zweimal interimistisch. Und dann eben: Schopp. Geholt im September 2024 als Trainer und Sportdirektor in Personalunion – und im Frühjahr 2025 verabschiedet. Wieder einmal.

In 31 Pflichtspielen holte der frĂĽhere Hartberg-Trainer durchschnittlich 1,68 Punkte pro Bundesligaspiel. Nach einem holprigen Start stabilisierte er die Mannschaft, verpasste die Meistergruppe knapp, fĂĽhrte aber die Qualifikationsgruppe mit vier Siegen in Serie souverän an. In den letzten acht Ligapartien unter Schopp gewann der LASK siebenmal. Im Cup musste man sich im Halbfinale dem WAC beugen. Das schmerzt natĂĽrlich. Und doch zeigte die Kurve nach oben. Bis es Anfang dieser Woche hieĂź: “Die sportliche Gesamtentwicklung war einfach nicht positiv. Deswegen sind wir zu dem Schluss gekommen, dass wir handeln und neue Impulse setzen mĂĽssen,” sagte Sportkoordinator Dino Buric. Oder anders: Schopp musste weg.

Sportlich top

Seit seiner RĂĽckkehr in die Bundesliga 2017 hat sich der LASK sportlich längst etabliert. Mehr als das: Der Vizemeistertitel 2019, das Achtelfinale der Europa League 2020 und mehrere Top-Drei-Platzierungen machten den Klub zu einer festen Größe im heimischen SpitzenfuĂźball. Aber gleichzeitig auch zu einem Dauerbrenner fĂĽr Skandale, RĂĽcktritte und Krisen. Beispiel gefällig? 2020 begann es mit der sogenannten Corona-Trainingsaffäre: Der Klub hielt trotz Verbot gemeinsame Einheiten ab, wurde dabei gefilmt, sanktioniert, öffentlich bloĂźgestellt. Gruber kritisierte erst die Regierung, ruderte später zurĂĽck, sprach von “emotionalen Fehlern”.

Von einem Fehler sprachen viele andere, als man im Mai 2024 den hochumstrittenen Transfer von JĂ©rĂ´me Boateng bekanntgab. Der ehemalige deutsche Weltmeister kam ohne Spielpraxis – und mit laufenden Prozessen wegen mutmaĂźlicher Körperverletzung (ein Verfahren gegen Boateng endete im Juli 2024 mit einem Schuldspruch und einer Geldstrafe unter Vorbehalt). Der öffentliche Aufschrei war groĂź. Gruber damals: “Er ist uns finanziell massiv entgegengekommen, andernfalls wäre seine Verpflichtung nicht möglich gewesen. Das zeigt seinen auĂźergewöhnlichen Charakter.” Kritiker sprachen von einem “Schlag ins Gesicht der Opfer”.

Gebrochen

Das Verhältnis zwischen dem LASK und seiner aktiven Fanszene ist seit einiger Zeit angespannt. Die EinfĂĽhrung rosafarbener Trikots im Stil des Sponsors BWT wurde von vielen Fans als Bruch mit der schwarz-weiĂźen Klubidentität gewertet und fĂĽhrte zu Protestaktionen. Zusätzlich sorgten hohe Ticketpreise, insbesondere bei Europacup-Spielen, fĂĽr Unmut. Stadionverbote gegen einzelne Fans und ehemalige Gesellschafter verschärften die Situation weiter. Denn: Kurz vor der Eröffnung der Raiffeisen-Arena im Februar 2023 sollen laut mehreren Berichten mindestens sechs ehemalige Gesellschafter der Gruppe “Freunde des LASK” (später LASK Marketing GmBH, ein Investorenkreis, der den LASK 2013 ĂĽbernahm, Schulden tilgte und den Klub wirtschaftlich wie sportlich neu aufstellte) ein Hausverbot fĂĽr das neue Stadion erhalten haben. Der Verein habe dies mit “vereinswertverletzendem Verhalten” und einer Gefährdung des Stadionprojekts begrĂĽndet.

Gruber ist seit 2013 ein zentraler Machtfaktor beim LASK – zuerst als Vizepräsident, ab 2016 als Präsident und seit Ende 2023 als CEO. Sein Einfluss geht aber weit über seine Rolle als CEO hinaus. Innerhalb der LASK Marketing GmbH, der nur investierende Gesellschafter angehören, gilt er als besonders einflussreich und prägt zentrale Entscheidungen im Klub – sowohl in sportlicher als auch in wirtschaftlicher Hinsicht. Kritiker werfen Gruber vor, diese Struktur in den letzten Jahren weiter auf sich zugeschnitten und seine Position systematisch gestärkt zu haben. Auch das ist eine Form von Kontinuität. (Andreas Hagenauer, 24.4.2025)

SVD Redaktion
April 24, 2025